Ihr Schaffen zeichnet sich durch ein Wechselspiel aus Bewusstem und Unbewussten aus. In den „Malereien“ lotet sie durch ein expressives „Wischen“ mit der Hand malerisch – flächig Grenzen aus. Es sind repetitive Muster zu sehen, die sie als Kürzel oder Symbole eines kollektiven visuellen Gedächtnisses versteht. Durch Verstreichen – Verstricken – Verweben von Zeichen stellt Sophie – Luise Passow bildnerische Verbindungen her, die eine geschichtliche sowie geografische Relevanz aufzeigen wollen.
Wie bist Du zur Kunst gekommen? Warum Kunst?
Ich war tatsächlich mein Leben lang schon bewusst mit Kunst konfrontiert weil meine Familie teilt ein großes Verständnis und Wissen dafür. Als kleines Kind jedoch hab ich mich komplett dagegen aufgelehnt. Kunst in Kirchen oder Ausstellungen war nicht meins. Ich kann mich erinnern wie meine Familie und ich nach Ravenna reisten. Wahrscheinlich war ich so 4/5 Jahre alt. Da war ein Taubenmosaik an das ich mich bis heute erinnere. Dann begann ich mit 6 Jahren Raben mit Wasserfarben zu malen und veranstaltete Shows für meine Familie. Meine Großmutter hat mir immer ein paar Bilder abgekauft. Rasant bin ich dann mit 14 Jahren sehr tief gefallen. Ich hatte über viele Jahre eine Krise und mein Leichtsinn ging dabei verloren.
Wie ich mich dann quasi selbst gefunden habe, war für mich Kunst eine Freiheit. Ich schwor mir selbst nie auf diese Freiheit mehr zu verzichten.
Sophie – Luise Passow Sophie – Luise Passow
Worum geht es im Wesentlichen in deiner Kunst?
Es gibt so viele Fragen in meinem Kopf auf die ich versuche nach und nach eine Antwort zu finden. Ich würde sagen es geht um ein Abarbeiten und Erforschen. Um ein Erleben und Durchleben. Etwas zu geben.
Wie entstehen deine Arbeiten?
Zuerst denke ich mal unheimlich viel nach. Dabei vergeht sehr viel Zeit, in der ich meine Gedanken in Form von Geschriebenem oder Zeichnungen sammle. Wenn sich dann für mich ein Sinn darin ergibt, übersetzte und füge ich alles Zusammen in große Malereien. Ich liebe es Pigmente direkt anzufassen. So trage ich mit meinen Händen die Pastelle auf das Leinen auf. Da ich größtenteils am Boden arbeite, mache ich viele Pausen in denen ich dann meistens Radfahren gehe, bis ich wieder weiterarbeite. Ganz wichtig, ich höre auch viel Musik zwischendurch.
Welche Gedanken verbindest du mit deinem Atelier?
Mit einem Zuhause. Es ist für mich der Ort wo ich da Heim und groß geworden bin. Eine Zuflucht. Dort sammle ich was ich von Außen mit bringe und lasse etwas entstehen was ich wieder hinaustrage.
Worüber machst du dir zurzeit am meisten Gedanken? Was beschäftigt Dich?
Schwer zu sagen worüber ich mir am meisten Gedanken mache, weil so viel passiert und ich einfach ein sehr verkopfter Mensch bin. In den letzten Monaten habe ich mich sehr viel mit der Ukraine, Russland, Afghanistan, meinem Diplom, Liebesbeziehungen, Ausstellungen, einem Buchprojekt und Zukunftsfragen beschäftigt. Wahrscheinlich mache ich mir aber gerade am meisten Gedanken über mein Diplom.
Fotografie, Grafik&Druckgrafik Fotografie, Grafik&Druckgrafik Fotografie, Grafik&Druckgrafik
An was arbeitest du momentan? Wo wirst du 2022 noch ausstellen?
Momentan arbeite ich eben unteranderem an meiner Diplomausstellung „BITTE WARTEN“ die im Juni 2022 an der Universität für Angewandte Kunst zu sehen sein wird. Es geht um die Frage was „Warten“ bedeutet. Worauf wartet „ICH; DU; ER; SIE; ES“? Im Erleben von Zeit, dem Warten, versteht sich der Mensch als Mensch selbst. Es ist ein Zustand des auf sich zurückgeworfen Seins. Alltägliche Situationen des Wartens sind essentiell für das Funktionieren einer Gesellschaft. Die dahinter liegenden Machtstrukturen sind erst klar ersichtlich, wenn äußere Gegebenheiten begreifbar werden.
Neben Dingen die gerade im Entstehen sind, Kooperationen, wird nach der Ausstellung „Collective Memory“ auch noch eine Online Ausstellung auf Kunstmatrix folgen.
Gibt es noch etwas was du den Leser*innen sagen möchtest?
Was mich jeden Tag aufs neue motiviert ist am frühen Morgen ein Cappuccino.
Sophie – Luise Passow – www.instagram.com/sophielou_passow/