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Berlin Kunst

Interview. Laura Mercedes Arndt

Laura Mercedes Arndt (*1999) zeigt mit ihren Arbeiten eine subjektive Sicht auf ein provinzielles Aufwachsen, ein vermeintliches Idyll. Eine Landschaft mit blauem Himmel ist so ziemlich Sujet jeder Arbeit. In ihren meist großformatigen Ölbildern versammeln sich viele Figuren in stillen, leeren Landschaften.
Lauf mein Fohlen 2023
Lauf mein Fohlen, 2023, Öl auf Leinwand, 200 x 290 cm

Es geht um die Koexistenz von Ambivalenzen, das Aufbrechen und das gleichzeitige Verharren in einem ungeklärten Moment. Sie spielt mit der Uneindeutigkeit der Bildmomente: Figuren, die Schutz bei Tieren suchen und eher in der Landschaft gestrandet sind.

Kannst du uns einen Einblick in deinen Prozess geben? Wie entwickelst du Ideen und bringst sie dann auf die Leinwand?
Mein Prozess beginnt eigentlich fast immer direkt auf der Leinwand, obwohl ich viel zeichne, gelingt es mir so gut wie nie, eine Zeichnung „einfach“ umzusetzen. Mein Prozess ist doch oft voller Umwege, auch Frustration teilweise. Ich lege zwar recht schnell einen ganzen Bildraum an, aber bis er mir schlüssig und sinnvoll erscheint, kann es dauern. An Bildideen an sich mangelt es nie, aber auf der Leinwand passiert doch immer wieder etwas Unvorhergesehenes: Man ist ständig mit Problemen konfrontiert, aber genau diese Verselbstständigung des Bildes und des Prozesses mag ich. Ich reagiere auf die selbstgeschaffenen Probleme, trete so in einen Dialog mit der Leinwand.

Gibt es wiederkehrende Themen?
Auf jeden Fall, ich habe das Gefühl, ich arbeite eigentlich immer am gleichen Thema, die Art, es auszudrücken, es darzustellen, wird nur anders, differenzierter. Inzwischen ist das Pferd seit Längerem ein immer wiederkehrendes Thema: die Figuren in der Landschaft, Idylle und Tristesse. Es ist eine Bildwelt, die mich sehr geprägt hat. Ich habe das Gefühl, ich werde mich daran noch länger abarbeiten können.

Kannst du uns etwas über deinen Arbeitsplatz oder dein Atelier erzählen?
Ich arbeite seit Beginn des Malereistudiums an der Weißensee Kunsthochschule im gleichen Raum, auch irgendwie verrückt. In meiner Nähe hängt stets „Kreuzabnahme Christi“ von Pontormo, ich schaue dieses Bild oft beim Arbeiten an, es ist Trost und Aufforderung zugleich für mich. Auch wichtig ist ein Spiegel, in dem ich mein aktuelles Bild sehen kann. Wenn die Dinge im Spiegel funktionieren, lasse ich sie meistens so stehen. Ansonsten mag ich die Ateliers der Weißensee Kunsthochschule sehr. Alles liegt in einer ruhigen Wohngegend. Nebenan befinden sich Schrebergärten, man kann viel vom Himmel sehen. Ich habe mich dort auf Anhieb wohlgefühlt, ich mochte, dass es so abseits wirkt.

Welche Erfahrungen haben deinen künstlerischen Weg geprägt?
Nach Berlin zu ziehen hat meiner künstlerischen Entwicklung auf jeden Fall sehr geholfen, das zu visualisieren, was mich tatsächlich interessiert. Ich brauche die Stadt, um von dort aus auf eine vergangene Landschaft, ein vergangenes Dorf zu schauen. Ich konnte plötzlich mein eigenes Anliegen klarer verstehen und sehen. Aber grundsätzlich gibt es da ganz unterschiedliche Dinge, seien es Versatzstücke aus Gesprächen, die einem folgen, die man immer wieder für sich prüft, oder die mich natürlich auch positiv bestärkt haben, weiterzugehen.

Wie beeinflusst die Farbwahl in deinen Werken die Atmosphäre und die Aussage deiner Kunst?
Farben sind mir schon sehr wichtig, obwohl ich sie sehr intuitiv auswähle beim Malen und dann auf dem Bild sehe, ob es funktioniert oder nicht. Ich denke, dass die Farben auf jeden Fall die Atmosphäre beeinflussen. Meine Farben sind oft etwas schmutzig, gedämpft. Ich denke, es passt zu den Bildfiguren, die oft etwas schwer daherkommen. Ich habe das Gefühl: Selbst wenn ich etwas als hell plane, wirkt es am Ende doch dunkel im Bild. Manchmal sind nur die Tiere in meinen Bildern farblich etwas intensiver, oft in gelb- oder weißlichen Tönen.

Wie gestaltest du deine Freizeit?
Sehr ruhig tatsächlich: spazieren, was Gutes zu essen, sich vornehmen, viel zu lesen, Filme zu schauen, Zeit, auch über andere Dinge als Malerei nachzudenken. Aber natürlich auch mal nichts tun müssen: die Sonne in meiner Wohnung genießen, in Ruhe Sachen durchdenken, sich dann wieder aufs Atelier und die Bilder freuen. 

close up zwei pferde
Detailansicht. zwei pferde, 2023, Öl auf Leinwand

Gibt es ein Lied, das für dich eine besondere Bedeutung hat?
„Jóga“ von Björk ist auf jeden Fall so ein Lied, das ich sehr oft beim Malen höre, gerade wenn ich ein neues Bild beginne oder das Gefühl habe, viel Energie in einem Moment zu brauchen. Es hat so etwas Erbauendes und Landschaftliches für mich. 

Planst du bereits zukünftige Projekte oder Ausstellungen, die du gerne realisieren möchtest?
Diesen Sommer steht mein Abschluss des Studiums an, etwas, worauf ich mich einerseits freue, was aber auch total viele Unsicherheiten und Zweifel mit sich bringt, aber ich bin gespannt, was sich daraus wieder Neues ergeben wird, was es für meine Arbeiten bedeuten wird. Ansonsten geht es erstmal weiter im Atelier, mal sehen, was sich dieses Jahr so ergeben wird.

Laura Mercedes Arndt – www.instagram.com/laura.mercedes.arndt/