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Wien Kunst

Interview. Jasmin Edelbrunner

Die bildende Künstlerin Jasmin Edelbrunner lebt und arbeitet in Wien. Sie diplomierte 2016 an der Universität für angewandte Kunst Wien. Neben Ausstellungen und Projekten im Raum Wien und Niederösterreich waren ihre Arbeiten unter anderem in San Francisco, New York und Hangzhou zu sehen.

Wenn du jemanden deine Kunst beschreiben müsstest, was würdest du sagen?
Ich würde sage, sie gräbt sich durch Klischees.

Welche Techniken nutzt du?
Ich fühle mich in der Malerei und Zeichnung schon am wohlsten. Generell wähle ich aber die Technik, die mir zur Umsetzung einer Idee am sinnvollsten erscheint. Besitze den Grundsatz “Idee vor Technik”, an den ich mich manchmal halte.

“With the idea that truth is beautiful, no matter how ugly it is.” Den Satz hab ich jetzt von John Baldessari, aber das ist ok.

Wie sieht dein künstlerischer Schaffensprozess aus?
Ich konnte mich bis heute nie dazu überwinden Skizzen anzufertigen. Jede Idee für Projekte und Kunstwerke wird immer als Textentwurf festgehalten. In letzter Zeit schreibe ich auch direkt am Display meines Handys. Bei den textbasierten Malereien gehe ich dazu über den Text direkt auf Leinwand zu malen. Ich verzichte sozusagen auf die Transformierung meiner Idee und lasse sie in ihrem natürlichen Zustand. Ein zusätzlicher Prozess ist für mich die Arbeit mit dem Dialog zwischen dem Text auf der Leinwand und seinem Titel. Es kann schon vorkommen, dass ich einen Titel nach ein paar Monaten wieder ändere, wenn er mir nicht mehr passt.

Was bewegt dich als Künstlerin?
Mich faszinieren Widersprüche und Mehrdeutigkeiten – das Sowohl-als-auch. Wie Ästhetik mit bitterem Beigeschmack, Lachen das einem im Hals stecken bleibt oder Hässliches mit schönem Charakter. Dinge, die mich auf mehreren Ebenen ansprechen wecken mein Interesse. “With the idea that truth is beautiful, no matter how ugly it is.” Den Satz hab ich jetzt von John Baldessari, aber das ist ok.

jasmin edelbrunner kunst wien
„well, yes“, she said, Öl auf Leinwand, 120×220 cm, 2020

Was machst du neben deiner Malerei?
Ja, ich bin begeisterte Anfängerin. Trotz aufopferungsvollen Bestrebungen manifestierte Vorstellungen abzulegen, gibt es da noch immer diesen kleinen Teil, der von Unmengen an rosa Tüll träumt – aber halt nur im ganz Geheimen. Ansonsten ist Tanz für mich ein guter Ausgleich der ganzen Denkarbeit entgegenzukommen.

Welche Musik hörst du gerne?
Mein Musikgeschmack, phasenweise wechselhaft mit einer Konstante in Jazz und frühem Rock. Ich hoffe ich bin bis 80 mit dem 20. Jahrhundert durch. Hab auch den Hang Musik in Dauerschleife zu hören, so lange bis sie tot ist. Schon viele Songs dadurch verloren, Nachbarn auch. Wer ein Mittel dagegen weiß, bitte gerne an mich wenden.

https://www.instagram.com/p/B9FVLY9F2b4/

Wie stellst du dir deine Zukunft vor?
Erinnert mich ein bisschen an eine typische Frage bei einem Bewerbungsgespräch. Wenn man den Job will bitte auf keinen Fall eine Antwort geben, die nach Kompromiss oder Notlösung klingt! Ehrlich gesagt stell ich mir eine Zukunft vor, die ohne Bewerbungsgespräche auskommt. Alles andere wäre für mich eine Notlösung. Im Grunde möchte ich an eine Qualität gelangen, die es mir erlaubt meinen Beruf als Künstlerin uneingeschränkt auszuüben. Wünsche ich mir übrigens für uns Kunstschaffende im Gesamten.

Jasmin Edelbrunner