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Wien Kunst

Florine Imo. Chaos und Harmonie

Florine Imo ist eine in Wien geborene Malerin. Hauptsächlich malt Florine mit der Pastellkreide chaotisch-harmonische Momente aus ihrem Leben. Authentizität, Leuchtkraft und Lebendigkeit sind Worte die Florine eng mit ihren Werken in Verbindung setzt. Die Themen hält die Künstlerin einfach, die Ausführungsweise jedoch dynamisch.

Wieso bist du Künstlerin geworden?
Es ist mir einfach passiert. Ich wollte schon immer etwas Kreatives machen aber wusste damals noch nicht, wie das genau aussehen wird. Kurzzeitig habe ich mich auch mit Grafik-Design auseinandergesetzt, dann aber schnell gemerkt, dass der Bildschirm mir im Weg steht. Klar war für mich, dass ich es liebe, etwas mit meinen Händen zu schaffen, damit mein Inneres nach außen treten kann. Zeichnen und Malen waren schon immer meine Lieblingsbeschäftigungen. Nachdem ich auf die Akademie kam, wurde mir schnell klar, dass Malerei der Bereich ist, den ich in meinem Leben mastern möchte. Aus diesem Grund habe ich dann mein vorheriges Studium beendet und mich komplett auf das Malen konzentriert und ich liebe es! Ich liebe die Leute um mich herum und das Leben als Künstlerin. Klar, das Malen ist nicht immer nur Friede-Freude-Eierkuchen, es erfordert neben der Leidenschaft dafür auch Disziplin, Willensstärke und einen langen Atem. Aber wenn’s so easy wäre, wär’s ja auch fad.

Wie würdest du deinen Stil hinsichtlich Technik, Medium und verwendeter Materialien beschreiben?
Ich arbeite viel mit meinem eigenen Fotomaterial. Ich sehe etwas auf der Straße, einen Schatten, einen interessanten Ort, eine Person, bei einer Feier mit Freunden, beim Reisen. Ich habe mich darauf trainiert, diese besonderen Momente wahrzunehmen und schnell einzufangen. Das Foto muss auch für mich nicht ästhetisch erfüllend sein, ich sehe es auch nicht als Vorlage, sondern es dient der Erinnerung und gibt mir einen Impuls und die Chance, über den Moment nochmals zu reflektieren. Ich sammle diese Fotos in einem Ordner und wähle dann jeweils das aus, welches meine Stimmung an dem Tag, an dem ich ein neues Bild anfangen möchte, widerspiegelt. Vom technischen Aspekt her, habe ich die letzten Jahre fast alles durchprobiert. Jetzt male ich mit Pastellkreide und habe diese offiziell zu meinem Lieblings- und Hauptmedium erklärt. Zuerst habe ich mit Pastell auf Papier gemalt, wollte dies aber eigentlich immer auf die Leinwand bringen. Nach einem halben Jahr, welches von einigen gescheiterten Experimenten gezeichnet war, habe ich endlich meinen Weg gefunden und bin zufrieden. Nach der Pastellschicht male ich mit Ölkreiden, Acrylfarben und Ölfarben nochmals ins Bild. Mein größter Feind: der Boden, wenn die Kreide runterfällt und in 1000 Teile zerspringt.

Mein größter Feind: der Boden, wenn die Kreide runterfällt und in 1000 Teile zerspringt.

Was möchtest du mit deiner Kunst ausdrücken?
Zu Beginn meines Studiums dachte ich, ich kann starke Reaktionen nur durch provokante Bilder erzeugen. Dann habe ich aber schnell gemerkt, dass, je ehrlicher und authentischer etwas gemalt und rübergebracht wird, desto eher Emotion und Reflektion bei dem Betrachter geweckt werden. Ich male, all das, was mir im Leben passiert, eingepackt in Motive, Farben und Formen, die dem Betrachter jedoch noch erlauben darin seine eigene Story zu lesen. Ich möchte das malen, was man nicht ganz genau erklären kann. So wie den Song, den du vor fünf Jahren im Auto gehört hast, und jedes Mal, wenn du ihn wieder hörst, erinnerst du dich an ein Gefühl von Freiheit. Ich halte das fest, was jetzt ist. Zum Beispiel einen eindrucksstarken, energiegeladenen Ort, einen warmen Charakter, einen blühenden Garten, einen mystischen Blick.

Hast du einen Mentor?
Ich sehe die Impressionisten als Inspirations- und Motivationsquellen. Die Momentaufnahme und Vergänglichkeit, sowie die Stimmung in einem Bild, die dir Gänsehaut gibt, weil du sie einfach selbst kennst. Das finde ich zeitlos. Als Mentor sehe ich meine Professorin, Kirsi Mikkola, sowie meine Klasse der Gegenständlichen Malerei. In meinen Augen ist es wichtig, Kritik zu erhalten, damit zu arbeiten, immer besser werden zu wollen und seine Ziele weit oben anzusetzen. Meine Klasse und unsere Professorin haben mir schon in einigen künstlerischen Krisen geholfen und mir immer wieder einen “Arschtritt” verpasst. Für mich ist der Austausch zwischen Malern sehr wichtig. Die eigenen Bilder immer wieder aus den Augen Anderer betrachten zu können, ist so, als würde man 15 Sachen gleichzeitig sehen und lernen.

Wie lange benötigst du in der Regel für ein Bild?
Das ist bei jedem Bild anders, obwohl mir gesagt wird, dass ich recht rasch arbeite. Manche Bilder sind innerhalb eines Tages fertig. Oft passiert es, dass ich in einem Moment so vertieft bin, dass ich das Werk dann an einem Stück fertig machen muss, egal wie lange es dauert. Bei anderen Bildern brauche ich eine Woche, jeden Tag mehrere Stunden und merke dann nach einem Monat, dass ich doch noch etwas verändern will. Also ja, ganz unterschiedlich.

Wichtig für mich ist, weiterzumachen, in Kontakt zu bleiben, aus dieser Ausnahmesituation das Beste zu machen und diese Energie auch in meinen Bildern weiterhin zum Vorschein zu bringen.

Woran arbeitest du gerade? Ist eine Ausstellung geplant?
Seit dem Lockdown habe ich mein Wohnzimmer aufgegeben und ein Atelier daraus gemacht und arbeite an vielen neuen Bildern. Dieses Jahr hatte ich noch vieles vor, einige Ausstellungen und eine Artist Residency in Indonesien. Mal sehen was möglich sein wird. Falls in den nächsten Monaten keine Ausstellungseröffnungen stattfinden können, bin ich sicher, wird mir eine Alternative einfallen. Wichtig für mich ist weiterzumachen, in Kontakt zu bleiben, aus dieser Ausnahmesituation das Beste zu machen und diese Energie auch in meinen Bildern weiterhin zum Vorschein zu bringen.

Florine Imo