In EXTINCTION BALLADS erkundet die gebürtige Burgenländerin visuelle Dimensionalitäten digitaler Bildarchive von ausgestorbenen und gefährdeten Pflanzenarten. Die Artist Robe ist ein Kunstwerk, das Berührung zulässt – mit einer Botschaft, die unter die Haut geht.
In einer von globalen Krisen durchzogenen Zeit, in der das sogenannte DoomScrolling zur ersten Tätigkeit am Morgen geworden ist, wird der Mensch in eine zunehmend kapitulierende Haltung gedrängt. Wie können wir uns von dieser Passivität befreien, uns wieder mit unserer Umwelt identifizieren, Erfahrungen der Resonanz erleben – Empathie und Hoffnung empfinden? Mit der Artist Robe EXTINCTION BALLADS versucht Putz, sich dieser Fragen anzunehmen und durch sie ein Moment der Identifikation, der (Be-)Rührung zu ermöglichen. „Der Stoff geht uns nahe, bis an die Haut”. In den Werken der Serie EXTINCTION BALLADS schwingt ein Echo stiller Anerkennung und entschiedenen Aufrufs zugleich. Mit dem Artist Robe wird dieses in die Welt getragen.
In EXTINCTION BALLADS hinterfragt Putz die Rolle digitaler Bildarchive als Akt der Konservierung in einem Zeitalter des voranschreitenden Massensterbens.
Das fortlaufende Projekt EXTINCTION BALLADS ist eine visuelle Annäherung an die Frage, ob Verlorenes digital fortbestehen kann – und falls ja, in welcher Qualität. Michaela Putz erkundet die Modi der Erinnerung in einer zunehmend digitalisierten Welt. Hierzu lässt sie sich sowohl operativ als auch ästhetisch auf die Schnittstelle zwischen immaterieller Digitalität und unserer eigenen Körperlichkeit ein, die sich unweigerlich zu dieser verhält. Found-Footage wird als Bild im Bildschirm fotografiert. Es entstehen Aufnahmen, die materielle Qualitäten wie Schmutz, Staub und Fingerabdrücke inkorporieren. Diese sich überlappenden Bildwelten fungieren als Signifikanten einer visuellen Bildkultur, in welcher der Screen immer Teil dessen ist, was wir betrachten. Die ursprünglich abgebildeten Pflanzen erscheinen nur noch als Fragmente im luftleeren Raum – als Versatzstücke einer früheren Vergangenheit, die durch unaufhörliches Scrollen, das Blitzlicht der fotografierenden Kamera und die grenzenlose Möglichkeit der Reproduktion und Rekontextualisierung verfremdet werden. In der digitalen Bearbeitung der so schichtweise aufgebauten Bilder integriert Putz ebenso Ausschnitte von Suchverläufen und Browser-Tabs sowie vereinzelte Textstücke. Die entstandenen Collagen beherbergen verpixelte Realitäten, die die Komplexität unserer vernetzten Welt in sich aufnehmen und widerspiegeln. Das vorgebliche Vakuum der digitalen Sphäre scheint so gesprengt und wird von Raum und Zeit durchflutet.
Auflage: 15 Stück
Material: 100% gewebte Viskose, im Reaktivdruck bedruckt / aus Gründen des Tierschutzes wurde keine Seide verwendet
Umsetzung: Die KÜMMEREI, FAIRtigung Textil, Wien
Michaela Putz – www.michaelaputz.com
VfmK Verlag für moderne Kunst – www.vfmk.org
Michaela Putz absolvierte ihr Masterstudium Art&Science an der Universität für angewandte Kunst in Wien. In ihren Arbeiten erforscht die gebürtige Burgenländerin die Beziehung zwischen Erinnerungen, Technologie und digitalen Bildern. Dabei interessiert sie sich dafür, wie Digitalität die Art und Weise, wie Vergangenes erlebt und betrachtet wird, verändert. Ihre Arbeiten wurden in verschiedenen Galerien und Institutionen in Österreich und im Ausland gezeigt, u.a. Bildraum 01, Galerie Ostlicht, Kunstverein Eisenstadt, Parallel Vienna, Ars Electronica Festival (Österreich); Museum Villa Rot (Deutschland), Unseen Amsterdam (Niederlande); Espacio de Arte Contemporáneo (Urugay); Yassi Foundation (Iran). Ihre Arbeiten wurden mit Stipendien und Preisen ausgezeichnet, darunter das StartStipendium (BMKÖS, 2019), der Jahrespreis für Bildende Kunst (Burgenland, 2018) und das Auslandsatelier-Stipendium Shanghai des BMKÖS (2024). Michaela Putz lebt und arbeitet in Wien.