Doch was könnte es bedeuten, Platz für Risiko in unserem Leben zu schaffen? Die französische Philosophin und Psychoanalytikerin Anne Dufourmantelle setzt sich für das Verborgene und Unbekannte ein und betrachtet diese als wesentliche Elemente der menschlichen Existenz. Sie fordert dazu auf, darüber nachzudenken, was verloren gehen könnte, wenn wir das Risiko aus unserem Leben verbannen. In ihrem Buch »Lob des Risikos« beschreibt sie die Notwendigkeit, die eigenen Sichtweisen zu hinterfragen, um die Schönheit des Risikos erkennen zu können. Dabei soll das menschliche Tun aus den vorgegebenen Normen gelöst und in den Horizont einer offenen, reflektierten Hinterfragung der Normalität gestellt werden.
Was wird aus einer Zivilisation, die Risiko nur als heldenhaften Akt oder als puren Irrsinn begreifen kann?
Warum oszilliert unser gegenwärtiges Verständnis von Risiko nur zwischen Heroisierung und Pathologisierung? Wahres Risiko wurzelt im Ungewissen und der persönlichen Anerkennung dessen.
„Das Risiko ist der alles entscheidende Augenblick (‚kairos‘).“ Es ist der Moment, der eine andere Zeit einleitet und unser Verhältnis zur Welt grundlegend verändert.
Julia Harrauer – www.instagram.com/juliaharrauer/
Die Auseinandersetzung mit Anne Dufourmantelles „Lob des Risikos – Ein Plädoyer für das Ungewisse“ entstand im Rahmen der Recherche für eine Ausstellung, die im Frühjahr 2025 in Zusammenarbeit mit dem Young Curators Club stattfinden wird. Mehr Infos sind bald unter www.youngcurators.club zu finden. Ein besonderer Dank gilt Mag. Dr. Elisabeth Schäfer und Univ.-Doz. Dr. Dr. Silvia Stoller.
Dieser Text ist Teil der Sonderausgabe »PRIX«, die für die PARALLEL VIENNA 2024 produziert wurde. Link zur Sonderausgabe
