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Wien Kunst

Die Kunst der Druckgrafik.

Mit der ambitionierten Druckgrafikerin Kalina Strzalkowski hat Kurt Zein eine würdige Nachfolgerin für seine renommierte Druckwerkstatt gefunden. 2017 von Kalina Strzalkowski übernommen, ist die in Wien Meidling ansässige Druckwerkstatt Kurt Zein – nun Zein Editions – bereits seit den 1980er Jahren eine angesehene Anlaufstelle für Künstler*innen, Galeristen und Verleger weltweit.

Der Ruf eilt ihr voraus, denn der einstige Gründer des Meisterbetriebs Kurt Zein, der die Werkstatt zusammen mit seiner Frau Marjatta Zein aufgebaut hat, galt als einer der renommiertesten Drucker auf nationaler sowie internationaler Ebene. Nun erlebt die Werkstatt einen Generationenwechsel. Wir sprachen mit Kalina Strzalkowski und Nestor Kovachev über ihr Handwerk.

Wie hast du den Zugang zur Kunst gefunden?
Ich bin in einer Künstlerfamilie aufgewachsen. Meine Eltern führen seit nun über 35 Jahren erfolgreich eine Autorengalerie im Hotel Schloß Dürnstein. Es war für mich immer klar, dass auch ich mit Kunst weitermachen wollte. So habe ich mich 2008 an der Akademie der Bildenden Künste in Wien in der Meisterklasse für Grafik und Druckgrafische Techniken bei Prof. Gunter Damisch beworben und diese 2015 mit Auszeichnung abgeschlossen. Parallel dazu habe ich 2010 begonnen in Kurt Zeinˋs Werkstatt zu assistieren und bin geblieben.

Welche Erfahrungen hast du während der Zusammenarbeit mit Kurt Zein gesammelt?
Bei ihm habe ich sauberes und exaktes Arbeiten unter Zeitdruck in einem professionellen Betrieb gelernt. Obwohl mir das Medium nicht fremd war, habe ich erst bei Kurt begriffen, wie man mit Druckgrafik umgehen kann und wie viele Möglichkeiten es gibt. Drucken ist ein komplexer Prozess, der keine Fehler verzeiht. Man kann es wie folgt zusammenfassen: erstmal wird die Umsetzung der Idee des Künstlers*in kreiert und technische Vorbereitungen getroffen. Danach werden die Platten gemacht und die ersten Probedrucke entstehen. Exaktes Ätzen, Belichten, Einfärben und Wischen der Platten, die Wahl des Papiers, das Einstellen des Pressendrucks oder die Farbkonsistenz sind ausschlaggebende Voraussetzungen für einen guten Abzug.

Es gleicht einer Wissenschaft. Es gibt sehr viele Parameter, die einen guten Druck von einem schlechten unterscheiden. Mit der Zeit bekommt man die nötige Erfahrung und ein Gespür für die Materie.

Kalina Strzalkowski ZEIN EDITIONS
Open Days. ZEIN EDITIONS Werkstatt. Foto: Daniel Lichterwaldt

Welche Möglichkeiten bietet die Werkstatt den Künstler*innen?
Durch unsere Expertise, die zahlreichen Projekte und die Ausstattung der Werkstatt bieten wir eine breite Palette an Techniken und Ausdrucksmöglichkeiten für Künstler*innen aus allen Sparten. Von den traditionellen Techniken wie der Kaltnadelradierung, der Strichätzung, Vernis Mou (Weichgrund), der Aquatinta, der Monotypie oder der Zuckertusche bis zu fotomechanischen Verfahren, wie der Heliogravüre oder der Alugraphie ist alles möglich. Holzschnitt, Linolschnitt, Siebdruck, Prägedruck oder der experimentelle Druck, bzw. alles was man durch die Presse ziehen kann, sind weitere Möglichkeiten. Von tief geätzten Strichen bis zu den feinsten Halbtönen und Verläufen. Im Prinzip kann ich in der Werkstatt um die zwanzig Druckverfahren umsetzen oder kombinieren und so oft auch unerwartete, verblüffende Ergebnisse erzielen.

Durch die Größe der Presse sind wir im Stande Platten von bis zu 130 x 200 cm zu drucken.

Oft dauert die Fertigstellung eines Auftrags mehrere Wochen. Was macht eine gelungene Edition für dich aus?
Jedes Projekt bedarf einer individuellen Herangehensweise und muss an die Vision des Künstlers*in angepasst werden. Die Qualität und die Zufriedenheit des Künstlers*in stehen für mich im Vordergrund. Dazu muss ich mich in die künstlerische Idee hineindenken. Die Arbeit verstehen. Eine Edition kann sich, je nach Komplexität, von drei Tagen bis zu mehreren Wochen ziehen. Gelungen ist eine Edition, wenn beide, Künstler*in und Drucker*in an dem Projekt wachsen.

Open Days. ZEIN EDITIONS Werkstatt. Foto: Daniel Lichterwaldt
Open Days. ZEIN EDITIONS Werkstatt. Foto: Daniel Lichterwaldt

Mit welchen Künstler*innen, Verlegern und Institutionen hast du bis jetzt gearbeitet?
Zu unseren Kunden zählen neben Künstler*innen, wie Günter Brus, Martha Jungwirth, Brigitte Kowanz oder Hermann Nitsch, auch Institutionen wie die Albertina, der Art Collectors Club des Wiener Roten Kreuzes, das Bruseum, Collectors Agenda, Global2000, Harpune Verlag, das Kunsthistorische Museum, museum in progress, die Nitsch Foundation, TBA 21 oder die Secession um nur einige zu nennen. Seit 2017 führen wir das Live-Printing-Event Under Pressure auf der PARALLEL Vienna. Jedes Jahr laden wir bis zu fünf künstlerischen Positionen ein, die vor den Augen des Publikums während der Messe gedruckt werden. Dabei konzentrieren wir uns auf die neue aufstrebende Künstlergeneration.

Du leitest die Werkstatt zusammen mit Nestor Kovachev. Nestor, wie hast du den Weg in die Druckwerkstatt gefunden?
Vor zwei Jahren lernte ich Kalina bei einer Ausstellungseröffnung kennen und besuchte sie bald darauf in ihrer Druckwerkstatt. Ich war beeindruckt von der Infrastruktur und den Editionen die sie mir gezeigt hat. Ich bot ihr damals meine Hilfe an. Seit dem bin ich ein Teil von Zeit Editions.

Open Days. ZEIN EDITIONS Werkstatt. Foto: Daniel Lichterwaldt
Open Days. ZEIN EDITIONS Werkstatt. Foto: Daniel Lichterwaldt

Wie möchtet ihr Zein Editions in Zukunft ausrichten?
Wir hinterfragen die Vorstellung davon, was ein Druck sein kann oder sollte. Dabei nutzen wir die ständig wachsende Liste an Werkzeugen und Techniken, während wir gleichzeitig das Fachwissen über die traditionellen Techniken bewahren. Druckgrafik ist ein langsamer Prozess, ein zeitloses Medium. Der Künstler bearbeitet noch immer die Platte und der Drucker druckt sie von Hand. Der Unterschied ist, dass die neuen Generationen es auf eine neue Weise nutzen. Wir sind immer wieder überrascht, wie sie in der heutigen Zeit mit dem Medium umgehen. International gesehen arbeiten die herausragendsten zeitgenössischen Künstler*innen mit dem Medium der Druckgrafik und benutzen sie in einer völlig neuen Bildsprache. Dorthin wollen wir auch.

Adresse und Kontakt
Zein Editions
Albrechsbergergasse 15/1, 1120 Wien
office@zeineditions.at
www.zeineditions.at