Neuhaus Kunst

Ausstellung. Meina Schellander

Nach der Einladung zu einer Einzelausstellung durch Herbert Liaunig wurde das Skulpturendepot für einen intensiven Moment zum Brennpunkt von Meina Schellanders Schaffen der letzten vierzig Jahre.
Installation views, Foto © Museum Liaunig
Ausstellungsansicht. Meina Schellander. IN EINEN KREIS EIN QUADRAT – Foto: © Museum Liaunig

Die unkonventionelle, in der Mitte acht Meter hohe Rotunde bot Meina Schellander eine willkommene Herausforderung zur Weiterentwicklung ihres vielschichtigen Gesamtkonzeptes, dem sie ihre einzelnen Werke unterordnet. Obgleich sich der Zeitpunkt der Ausstellung über die Jahre verschoben hatte, stand die Raumanordnung bald fest: IN EINEN KREIS EIN QUADRAT – soll die Physiognomie dieser, ursprünglich nur als Depot konzipierten, Halle mit ihrer starken optischen sowie akustischen Wirkung mit in das Prinzip von Schellanders Werk eingegliedert werden.

Mein Konzept hat nichts mit der Quadratur des Kreises im geometrischen Sinn zu tun, sondern mit der Schwere der Überlegungen nach der Logik Ludwig Wittgensteins, die ich von Anfang an in mir habe. Es geht um eine intuitive Gegenüberstellung der Werke nach zugeordneten Gewichten und nach deren Inhaltsschwere und Bezugslogik: Eines [ein Werk] ist schwerer, das andere ist leichter, wieder ein anderes verflüchtigt sich. – Meina Schellander

Meina Schellander. IN EINEN KREIS EIN QUADRAT – Foto: © Museum Liaunig
Meina Schellander. IN EINEN KREIS EIN QUADRAT – Foto: © Museum Liaunig

Allein richtungsweisend ist das Gefühl der Künstlerin, in welcher Weise ihre Arbeiten „beladen“ sind und ob sie einen Dialog oder einen Kontrast darstellen. Meina Schellander versteht ihre Werke als absolut existentiell, niemals in der Weise, wie Kuratoren oder Kunsthistoriker dieselben lesen und einordnen würden. „Alle diese Dimensionen sind eigentlich Überlegungen meiner Arbeit von Anfang an, seit den 1970er Jahren.“

​Meina Schellanders Werk denkt sich seit den 1970er Jahren als ein kontinuierlich aufgebautes System von Zeichnungen, Collagen, Malerei, Fotografie, skulpturalen Objekten und Rauminstallationen, die alle in große Zyklen eingebunden sind.

„Überall, wo du hinsiehst, sind Systeme. Diese sind so in mir drinnen“, sagt Meina Schellander während des Ausstellungsaufbaus im Museum Liaunig. „Meine Arbeit entsteht nie aus dem Bauch heraus, sondern es sind Reihungen und Schichtungen, deren inhaltliche Gewichtungen und Frequenzen, den Systemen der Natur gegenübergestellt werden.“

Nach einem Kraftakt in der Planung, den ihr selbst auferlegten Anforderungen und nicht zuletzt physischer Belastung zeigt diese Ausstellung einen umfangreichen Überblick über das Werk der 1946 in Kärnten geborenen Künstlerin.
Neben Hauptwerken der 1970er, 1980er und 1990er Jahre wie KREUZLOT 1-4 (1978/82/98), der RAUM-FIGUREN ZETA (1999 – 2003) und ETA (1999 – 2004) nahm Schellander eine Neu-Interpretation der seit 1991 unvollendeten ADD. LIN. FRE. 17 vor und überrascht mit der 2023 dekonstruierten EINHEITENFUGE 7: Padua-x (1984/85). Neben Collagen und Zeichnungen sind vier der neun Kopfergänzungen Teil von Schellanders Orchestrierung des Skulpturendepots, ausgehend von Kopfergänzung A: KALOTTE (1973). Die Figuren OMIKRON (1991, 2016/24) und LAMBDA (1991, 2016/24) wurden im Zuge des Ausstellungsaufbaus im Frühjahr 2024 direkt vor Ort fertiggestellt und drei der vier Eckpositionen des imaginären weiß konturierten Quadrats entstanden als neue, für den Raum konzipierte Werke.

Die neuerlich in unmittelbarer Nähe auftretenden Kriege, Krisen und Fragen der Ökonomie drücken sich in den Werken dieser Ausstellung ganz bewusst aus. Sie fordern das Publikum auf, dieselben auf sich wirken zu lassen und seinen/ihren eigenen Zugang zu finden.
Schellander spricht vom Entstehen einer Deutung, die sie dem Betrachter im Erleben ihrer Arbeit weitergeben möchte.

In das, für die Ausstellung im Skulpturendepot konzipierte Werk Position 2 bezog Schellander ganz gezielt der Klang in der pantheonartigen Halle mit in ein. Nach ihrem Vorschlag wurden Clementine Gasser und Matija Schellander vom Leiter der sonusiade Janez Gregorič eingeladen, ein gemeinsames Konzept für eine Matinee am 2. Juni 2024, im Zusammenhang mit dem Projekt von Meina Schellander zu entwickeln. Zu diesem Anlass soll auch der Ausstellungskatalog präsentiert werden.

Ausstellung: Meina Schellander. IN EINEN KREIS EIN QUADRAT –
Dauer der Ausstellung: 28. April bis 31. Oktober 2024
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr

Adresse und Kontakt:
Museum Liaunig
9155 Neuhaus, Neuhaus 41
www.museumliaunig.at