Im Zentrum stehen dabei, sinnbildlich für die Natur, fragile Blattobjekte, die im Zuge der Ausstellung HUMAN_NATURE und in der Schatzkammer des Stiftes Klosterneuburg im Sommer 2023 gezeigt werden.
BLATTSCAPE SERIES. Angela Andorrer sammelt Blätter, die von Schädlingen durchlöchtert wurden und entwickelt daraus seit 2014 fragile Objekte. Sie trocknet und presst die Blätter, konserviert sie mit Gummi, bearbeitet sie mit Farbe, Faden und Perlen und setzt topografische Zeichen ins Bild. In den fortlaufenden „Blattscape Series“ entstehen neue Länder, Inseln oder geologische Formationen, in denen Berge aufragen, durch die Wege führen und Flüsse verlaufen. Gebrochene Äste werden geschient, gerissene Häute genäht in dem absurden Versuch die Natur zu heilen. Im Zuge der Ausstellung HUMAN_NATURE werden 20 Objekte aus der Blattscape Series gezeigt.
BLATTMONSTRANZEN UND CANTUS KLIMA. Besonders kleine Blattscapes werden in Monstranzen zur Schau gestellt, die man aus dem religiösen Kontext kennt. Zwei Blattmonstranzen sind in der Schatzkammer des Stiftes Klosterneuburg ausgestellt, neben Reliquienschreinen und der „heiligen Krone Österreichs“, dem Hut des Erzherzoges. Eine Blattmonstranz kommt bei Performances zum Einsatz, wie auch am 16.09. Die Aktion, die 2021 uraufgeführt wurde und erstmals in Kooperation mit den Red Rebels Austria stattfindet, ist ein strenger, repetitiver Sprechgesang, der sich formal zwischen katholischen Prozessionen und Klimademonstration in einem postapokalyptischen Szenario bewegt. Eine gesichtslose Schamanenfigur hält Bittgebete, Fürbitten und Versprechungen, die das Verhalten der Menschheit gegenüber der Erde thematisieren. Gleichsam tiefreligiösen Pilgern bewegen sich die Akteure knieend, in einer in unserer Kultur fast vollständig verschwundene Geste der Demut. Hier geht es um die Demut gegenüber der Natur. Andorrer bedient sich bewusst Ritualen unserer religiösen Herkunft und sieht sich darin in der Tradition der Aktionen von Herman Nitsch. „Klimademos sind die heutigen Prozessionen“, so die Künstlerin.
Während Andorrers Performance ‚Cantus Klima‘ bleibt meine Aufmerksamkeit an einem Satz hängen: ‚We must make friends with nature, ’cause nature makes the climate on which we depend‘. Freundschaft mit der Natur schließen, sie (…) gleichsam religiös mit Prozessionen und Litaneien um Vergebung bitten, Klimaschutz nicht nur denken sondern aktiv werden. – Statement von Kunsthistorikerin & Artists for Future Maria C. Holter
Angela Andorrer wurde in Fredericton (Kanada) geboren als Tochter eines Antarktis- und Marsforschers & Professors für Kartographie und einer Stoffgeschäftsinhaberin. Sie studierte in Montreal, München & machte ihr Diplom an der Universität für angewandte Kunst bei Barbara Putz-Blecko. Seit 2000 unterhält sie eine aktive künstlerische Praxis, einschließlich Teilnahmen an diversen internationalen Biennalen, Ausstellungen, Residencies (u.a. Los Angeles, Kopenhagen und Belgrad) & Projekten im öffentlichen Raum. Andorrer hielt Kurse und Vorlesungen u.a. an der Royal Art Academy Copenhagen, am CalArts California Institute of Arts and Design, am Banff Centre of the Arts in Kanada und an der UDK Universität der Künste Berlin.
Die Red Rebels sind eine internationale Performance-Aktivistengruppe aus Großbritannien, die auf die globale Umweltkrise mit eindrucksvollen, nonverbalen Prozessionen und Tableaus auf der Straße aufmerksam machen will. Sie unterstützen Gruppen und Organisationen, die dafür kämpfen, die Menschheit und alle Arten vor dem Massensterben zu bewahren. Mittlerweile haben sich Red Rebels Gruppen in vielen Ländern der Welt gegründet.
KÜNSTLERHAUS VEREINIGUNG AUSSTELLUNG HUMAN_NATURE
bis 17.09.2023, täglich 10:00-18:00 Uhr
AKTIONSTAG, 16.09.23, 12:00-18:00 Performance „Cantus Klima 3“ & Red Rebels (XR Austria) am 16.09.2023, um 17:15 im OG, Karlsplatz 5, 1010 Wien
SCHATZKAMMER STIFT KLOSTERNEUBURG
Eingang Sala terrena, Stiftsplatz 1, 3400 Klosterneuburg
täglich 9:00-18:00 Uhr