Ihre Werke haben einen sehr persönlichen Hintergrund, sind jedoch nicht Konzeptkunst, denn am Ende entsteht immer ein genau gefertigtes Werk, welches sehr viel mit Materialität zu tun hat.
Welche Rolle spielt Architektur noch in deinem Leben, findet sie Einzug in deine Kunst?
Ich habe der Architektur gegenüber eine sehr große Hassliebe. Ich schöpfe nach wie vor wahnsinnig viel aus ihr. Im Studium bekommt man sehr viele Werkzeuge in die Hand, die sich auch in der Kunst super nutzen lassen. Die Organisation und das Know-How von Materialitäten und Formaten kann ich aus der Architektur mitnehmen und in die Kunst einfließen lassen. Ich habe ihr viel zu verdanken, aber auch darunter gelitten.
In deiner Serie: »Drugtales« arbeitest du mit Pillen und Blister-Verpackungen, hat das für dich einen persönlichen Hintergrund?
Das ist mit Abstand die persönlichste Arbeit von mir und auch mein Einstieg in die Kunst. Die Arbeiten beschäftigen sich mit dem Medikamentengebrauch bzw. -missbrauch. Eine depressive Episode, die ich einmal hatte und der ich mich gestellt habe, war der Anstoß dafür. Ich glaube, in unserer Generation gibt es sehr wenige, die noch nie so eine Episode durchlebt haben. Das ist einfach die Krankheit unseres Jahrzehnts. Ich war Anfang zwanzig und wusste nicht, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Ich habe gemerkt, dass ich an meine Grenzen stoße, deswegen habe ich mir Hilfe gesucht und war bei Ärzten. Alle haben mir Antidepressiva verschrieben und meinten, damit ist das Problem aus der Welt. Die Medikamente habe ich nur vier Tage genommen und mich wie in einer Wattekugel gefühlt. Das wollte ich nicht. Ich wollte mich, die Welt, aber auch meine Probleme spüren, das Ganze bewältigen und nicht bloß unterdrücken. Der Moment, in dem ich mich gegen die verschriebenen Medikamente entschieden habe, war sehr wichtig! Das erste Bild war mit dem Text »The Pills I never ate« versehen. Das bringt meine Entscheidung auf den Punkt. Ich arbeite nun schon zwei Jahre an dieser Serie, weil ich es so wahnsinnig toll finde, dass jedes Mal wenn ich diese Arbeiten in einer Ausstellung zeige, wildfremde Personen auf mich zukommen und mich darauf ansprechen, dass sie diese Problematik aus dem eigenen Kreis kennen. Das sind sehr intime Geschichten, die die Leute mit mir teilen und das berührt mich. Ich teile meine Geschichte mit ihnen und sie ihre auch mit mir. Das finde ich sehr mutig, denn psychische Probleme sind leider noch immer ein Tabuthema. Mir ist es sehr wichtig, dass die Kunst, die ich schaffe, die Leute berührt. Ich will ansprechen, was sie beschäftigt und das mache ich über meine eigenen Erfahrungen. Wenn man als KünstlerIn etwas von sich preisgibt, sich sozusagen verwundbar macht, ist das genau der Moment, wo man beginnt, gute Kunst zu schaffen.
Alle haben mir Antidepressiva verschrieben und meinten, damit ist das Problem aus der Welt. Die Medikamente habe ich nur vier Tage genommen und mich wie in einer Wattekugel gefühlt.
Typografie findet in deinen Arbeiten immer wieder Einfluss, welchen Zweck erfüllt sie für dich?
Für mich ist Text wahnsinnig wichtig. Ich bin in meinem Elternhaus viel mit Literatur konfrontiert worden. Mein Vater ist Germanist und somit waren Bücher und Literatur immer etwas, woran man glauben konnte, woran man sich festhalten konnte. Bei fast allen meiner Arbeiten gibt es eine typografische Ebene. Die Textphrasen, die ich in meinen Bildern verwende, sind offener formuliert, damit sich jede Person darin selber sehen kann. Auch die Skizzen meiner Arbeiten sind hauptsächlich in Textform. Es sind wirklich sehr selten Zeichnungen, sondern fast immer Texte, in denen ich meine Ideen formuliere.
Wie empfindest du den österreichischen Kunstmarkt?
Ich fühle mich am österreichischen Kunstmarkt sehr wohl und habe auch meine Ebenen gefunden. Jedoch habe ich auch das Glück, dass ich bis jetzt nur mit wahnsinnig tollen Persönlichkeiten zusammengearbeitet habe. Jeder sollte Kunst machen dürfen, auch wenn man sich nicht für den Kunstmarkt interessiert. Für mich ist klar, dass ich hauptberuflich Kunst machen will. Das bedeutet aber auch, sein Geld damit zu verdienen. Sei das jetzt über Verkäufe oder Förderungen, da muss jeder seinen eigenen Weg finden. Als KünstlerIn muss man sich seinen Job selber erfinden, da gibt es keine Gebrauchsanweisung.