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Wien Kunst

Interview. Verena Kandler

Verena Kandler, Künstlerin mit Schaffensschwerpunkt in Augsburg und Wien, zeigt in ihrer aktuellen Ausstellung „Kinobanner transformieren" im Schikaneder Kino Wien neue Arbeiten. Ihre Kunst spielt mit dem Gegensatz aus Vorgefundenem und eigener Überarbeitung, sie zitiert und überschreibt alte Formmuster und weist auf heutige Phänomene hin.

Ein Ziel ihrer Arbeit ist die Präsentation an möglichst „kunstfernen“ und öffentlichen Orten. Das wären solche, an denen die Anwesenheit von gestalterischen Konzepten nicht unbedingt erwartet wird. Hier können diese durch das Zusammenspiel von Inhalt und Umgebung eine unmittelbare und neuartige Wirkung entfalten und so Transformationen anstoßen.

Du hast dein Auslandssemester in Wien verbracht. Was wird dir für immer in Erinnerung bleiben?
Für mich hat Wien eine ganz eigene Atmosphäre und die Zeit meines Auslandssemester fiel genau in die Weihnachtszeit, in der Wien mit vielen kleinen Weihnachtsmärkten verzaubern konnte. Ansonsten habe ich viele neue Orte, Ausstellungen und Museen entdeckt und besonders gut gefallen hat mir meine Praktikumszeit im Atelier 10, bei der ich Christos Haas bei seiner künstlerischen Arbeit assistieren durfte.

Welche Themen interessieren dich künstlerisch?
Mich interessieren zunächst Materialien, die sonst von Künstlern weniger verwendet oder beachtet werden – das sind Kinobanner, Planen, Werbung oder andere Alltagsgegenstände, wie Plastikmüll. Dies gibt bereits eine motivische und materielle Grundlage, auf der (sich) meine Kunst dann entfalten, intervenieren oder verändern kann. Wir sind heutzutage von vielen visuellen Botschaften umgeben, sodass ich mich gerne auch mit Vorhandenem beschäftige und mich dann frage inwiefern diese Bildmotive abseits von stereotypen Mitteilungen zu einer individuelleren, dringlicheren Aussage transformiert werden können.

Mich interessieren zunächst Materialien, die sonst von Künstlern weniger verwendet oder beachtet werden – das sind Kinobanner, Planen, Werbung oder andere Alltagsgegenstände, wie Plastikmüll.

Wie entstehen die Bilder technisch?
Relativ unkompliziert. Sehr oft bleiben meine Banner/Planen erstmals ungespannt, sondern ich fange direkt an diese zu bemalen oder mit sauberem Plastikmüll zu collagieren. Dabei gehe ich sehr intuitiv vor. Anschließend wird alles mit einem möglichst wetterfesten Lack versiegelt.

Was inspiriert dich besonders, woher holst du dir deinen Input?
Das kann ich so pauschal gar nicht sagen. Meistens aus eigenen Erfahrungen und Beobachtungen, manchmal aus Werbung und Film. Die Idee zu einem Bild oder Konzept kommt mir oft sehr spontan und beginnt anfangs nur mit einem Grundgedanken und formt sich dann mit der Zeit aus.

Nennen uns deutsche Künstler, die du sehr schätzt.
Im Prinzip habe ich nicht sehr viele „Vorbild-Künstler“, dennoch schätze ich die Arbeiten von Künstlern wie Jonathan Meese – vor allem sein spontaner und impulsiver Malgestus – oder zurzeit auch die mittlerweile sehr bekannte und auch in Wien tätige Sophia Süßmilch. Die Arbeiten meiner Künstlerfreunde Lydia Schellhammer und Christ Mukenge mag ich auch besonders.

Zum Abschluss. Was liegt dir auf dem Herzen?
Aus aktuellem Anlass möchte ich nochmal loswerden, dass spätestens durch die Corona-Krise bemerkbar wurde, dass Künstler*innen und Kulturschaffende sowohl in Krisenzeiten als auch außerhalb dieser mit finanziellen Schwierigkeiten und Anerkennungsproblemen zu kämpfen haben. Ich wünsche mir, dass Kunst endlich zu einem akzeptierten und integrierten Bestandteil gesellschaftlicher Prozesse wird, abseits von Klischees und Vorurteilen. Wer mich und meine Kunst unterstützen möchte, kann signierte Nachdrucke oder originale Arbeiten in meinem Shop kaufen: www.verenakandler.com/shop

Verena Kandler