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Wien Musik

Eklektisch und kompromisslos

KÄSSY ist alles und jeder, der sie sein möchte – Sängerin, Instrumentalistin, Produzentin und Performerin. Einen Moment klingt ihre Musik, als würde man durch die tiefsten Tiefen einer eklektischen, reizüberflutenden Hölle wandern, und im nächsten Moment klingt sie nach einem unbeschwerten Schweben.
KÄSSY. Foto: Clemens Ascher
KÄSSY. Foto: Clemens Ascher

In fast allen Aspekten ihrer Kunst ist sie Autodidaktin, und somit erblickten die ersten Demos das Licht dieser Welt durch die Vorhänge ihres Schlafzimmers. Schon bald entstand daraus ihre Debütsingle „Skirt On Pants“. Schönheit trifft auf Hässlichkeit, sanft auf harsch. Genau diese Widersprüche und Plot-Twists in ihrer Musik, die markante Stimme, die eklektische und bunte Produktion ermöglichen es KÄSSY, sich kompromisslos auszudrücken.

Welche Erfahrungen haben Einfluss auf deine Musik?
Alles, was in meinem Leben geschieht, inspiriert mich – am meisten jedoch Extreme. Gefühle wie Glück, Wut oder Trauer sind, sie faszinieren mich besonders. Ich liebe es, Dinge auf ihre Essenz zu reduzieren, nur um sie anschließend zu verzerren und beinahe unkenntlich zu machen.

Wie entstehen deine Songs? Wie wichtig ist dabei der experimentelle Prozess?
Immer mit einer konkreten Idee, meistens einer Sound- oder Ästhetik-Idee. Um diese Idee herum entstehen dann die verschiedenen Instrumental- und Vocalparts. Der Text ist meist eine Collage aus verschiedenen Phrasen oder Zeilen von Gedichten aus meinem Notizbuch. Experimente sind ein essenzieller Bestandteil meiner Musik, und jeder Song ist für sich ein kleines Experiment. Da ich mir das Produzieren autodidaktisch beigebracht habe, kenne ich keine festen Regeln dafür, was „richtig“ oder „falsch“ ist. Ich probiere so lange herum, bis es sich für mich richtig anfühlt.

Welche Instrumente oder Programme sind für dich unverzichtbar?
Unverzichtbar sind für mich meine DAW of choice, Ableton, meine Soundtoys-Plugins, mein Korg Minilogue, welcher auf fast jedem Song zu hören ist, und mein Line 6 Hx stomp, auf dem ich (fast) alle Gitarrensounds programmiere.

Wie beeinflusst deine autodidaktische Herangehensweise die Art, wie du Musik produzierst?
Ich werde insofern davon beeinflusst, dass ich mit einer gewissen Naivität an neue Projekte herangehe. Das hilft mir dabei, eine Offenheit für Experimente zu haben. So entstehen dann meist die spannendsten Dinge.

Helfen dir deine Texte dabei, mit Gefühlen umzugehen?
Texte sind bei mir Collagen aus Zeilen und Gedichten aus meinem Notizbuch und haben meist keine spezifische Bedeutung. Wenn jemand daraus etwas für sich mitnehmen kann, finde ich das schön. Meistens kommt der Text bei mir zum Schluss, wenn das Instrumental bereits steht. Anfangs singe ich oft in einer Fantasiesprache, um grob eine Vorstellung davon zu bekommen, wie die Wörter klingen sollen. Die entscheidenden Wörter der Lyrics entstehen dann oft intuitiv.

Wie fühlst du dich, wenn du auf der Bühne bist? Wie unterscheidet sich die KÄSSY auf der Bühne von der KÄSSY im Alltag?
KÄSSY ist eine Persona, die ich erfunden habe, die den Teil von mir repräsentiert, der sich Dinge traut, Dinge sagt und einfach macht. Sie ist eine Art Schutzschild. Sie ist ein Teil von mir, der, sobald das Bühnenoutfit angezogen ist und die Tür zum Bühnenaufgang aufgeht, präsent in der Performance ist.

Was hast du über dich selbst erst durch die Musik gelernt?
Dass ich netter und geduldiger mit mir selbst sein muss und dass äußere Faktoren einen großen Einfluss auf meine Kreativität haben. Wenn ich schlecht geschlafen habe oder negative Gedanken im Kopf habe, fällt es mir schwerer, kreativ zu denken und frei zu arbeiten. Manchmal helfen auch längere Pausen, um wieder in den richtigen Flow zu kommen. Es geht immer darum, Kreativität auf neue Weise zu kanalisieren, denn nur so bleibt es spannend. Das kann man nicht erzwingen.

KÄSSY. Foto: Rosa Knecht
KÄSSY. Foto: Rosa Knecht

Wo und wie findest du die Balance zwischen Studiosessions und persönlicher Zeit?
Ich trenne das nicht. Für mich ist Musik ein fester Bestandteil meines Alltags. Ich kann jeden Tag selbst bestimmen, wann, wie und ob ich ins Studio gehe oder andere Dinge mache. 99,9 % der Zeit entscheide ich mich dafür, ins Studio zu gehen. Es macht mir einfach Spaß und ich habe immer den Drang, Musik zu machen und etwas Neues zu erschaffen. Das muss einfach raus.

Gibt es bestimmte Orte, an denen du dich besonders wohl fühlst?
Zu Hause und in meinem Studio, welches glücklicherweise nur 5 Gehminuten von meinem Zuhause entfernt ist.

Wann kann man dich live sehen? Welche Konzerte sind in der nächsten Zeit geplant?
Meine nächsten Shows sind am 15. Januar 2025 in Groningen am Eurosonic Music & Showcase Festival und am 25. Januar in Wien am FM4 Geburtstagsfest.

KÄSSY – www.instagram.com/iamkaessy/