Welche Motive spielen eine zentrale Rolle in deinen Werken?
Meine Protagonist: innen sind auf der Suche nach Zugehörigkeit und befinden sich immer irgendwo „dazwischen“. Das Motiv der Freund:innenschaft und dass der Sehnsucht sind dabei allgegenwärtig. Es geht oft um Momente des Sich-selbst-Erkennens, wenn man sich findet, etwas über sich selbst versteht oder sich sogar feiert – ich interessiere mich für das Wechselhafte, wenn sich Stärke in Verletzlichkeit verwandelt und umgekehrt.
Auf deiner Website finden sich Menüpunkte wie Paintings & Ceramics, Performance und Exhibitions. Wie entscheidest du, welches Medium am besten für die Umsetzung deiner Ideen geeignet ist?
Grundsätzlich würde ich mich schon als Malerin bezeichnen. Die Performances und Keramiken entstehen bei mir ja auch aus der Malerei heraus. Es kommt aber auch vor, dass Motive aus dem Dreidimensionalen in die Malerei wandern. Ich finde es gut, dass man das alles auch einzeln voneinander betrachten kann, aber eben auch ein großes Bild mit verschiedenen Medien komponieren kann.
Die Entscheidung, mit welchem Medium ich arbeite, kommt einerseits aus einer Stimmung heraus, ist aber natürlich auch manchmal eine pragmatische Entscheidung. Um eine Performance zu erarbeiten, brauche ich andere Voraussetzungen als für die Arbeit an einem Bild.
Mit Malerei und Keramik bin ich unabhängiger und das gefällt mir im Moment ganz gut so.
Wie gehst du an die Planung deiner Projekte heran?
Sehr intuitiv. Das Schönste ist, dass alles, was man außerhalb des Ateliers sieht und hört, in die künstlerische Arbeit einfließen kann. Und so arbeite ich auch. Meine Themen sind klar: Freundschaften, Sehnsüchte, Popkultur und so weiter. Im Prinzip kann alles aus meinem Alltag Ausgangspunkt für eine neue Arbeit sein.
Wenn ich ein Motiv im Kopf habe, gehe ich ins Atelier und mache Skizzen. Und wenn sich etwas richtig anfühlt, geht es auf die Leinwand.
Könnte man die Arbeit „Champagne Supernova“ als einen Kommentar zu unserem Umgang mit der Natur und den Folgen für die Zukunft der Erde sehen?
Unterschwellig könnte man das vielleicht so sehen. „Champagne Supernova“ habe ich für meine Einzelausstellung „Main Character Moment“ entwickelt, die im Juli in der Galerie Laetitia Gorsy in Leipzig gezeigt wurde. In der Ausstellung waren über 80 Hunde in keramischer und malerischer Form zu sehen. Während der Arbeit an dem Bild habe ich mir irgendwann vorgestellt, wie es wäre, wenn es durch die ganzen Krisen irgendwann nur noch Hunde auf der Erde gäbe. Der Gedanke hat mir gefallen. Aber ein kleines Augenzwinkern ist natürlich auch dabei.
Wer ist Flora?
Flora ist meine große Schwester. Wir haben uns im Studium kennengelernt und uns ein Atelier geteilt. Sie ist so die Art von Freundin, von der man auch mal ein halbes Jahr nichts hört, und wenn man sich sieht, ist alles wie immer.
Was inspiriert dich im Alltag am meisten?
Filme und Serien, die ich schaue, meine Power-Playlist, die mir jede Woche neu von der Apple KI zusammengewürfelt wird, Reisen und süße Tiervideos.
Welche Ausstellung hast du zuletzt besucht?
Ich war vor wenigen Wochen in der Ausstellung von Katharina Immekus im MdBK Leipzig und davor bei Pierre Huyghe und Alex Katz in Venedig.
Woran arbeitest du gerade? Gibt es etwas, das du unbedingt umsetzen möchtest?
Zurzeit arbeite ich an neuen Bildern für die Gruppenausstellung „Unwritten – Vom Erwachsenwerden“, die am 14.12. im Museum Gunzenhauser in Chemnitz eröffnet wird. In den neuen Arbeiten beschäftige ich mich mit Fragen des Erwachsenwerdens, aber auch mit dem Wachsen als Künstlerin.
Im März nächsten Jahres folgt eine spannende Gruppenausstellung in der Kunsthalle Erfurt, die sich mit dem Thema „Cuteness“ in der zeitgenössischen Kunst beschäftigt. Darauf freue ich mich auch schon sehr.
Josefine Schulz – www.josefineschulz.com, www.instagram.com/josefine_schulz/
