Was war die ursprüngliche Idee und wie hat sich diese im Laufe der Jahre entwickelt?
Das Angewandte Festival hat mit der Idee gestartet, die neu sanierten und erweiterten Gebäude der Universität zu öffnen und die Angewandte in ihrer Gesamtheit in einem viertägigen Festival widerzuspiegeln. Dabei wurden die Ausstellungen durch diverse Programmformate erweitert, um der Trans- und Multidisziplinarität der Angewandten gerecht zu werden und um Formate wie Performances, Lesungen, Touren, Sound etc. integrieren zu können. Uns war aber von Anfang an auch wichtig, dass sich das Festival jedes Jahr auch ein bisschen neu erfinden kann, weil die Universität einfach etwas lebendig ist und sein muss.
Außerdem wurden die Ausstellungen durch diverse Programmformate erweitert, um der Trans- und Multidisziplinarität der Angewandten gerecht zu werden – weit nicht alle Projekte lassen sich in einer Ausstellung abbilden.
Das Angewandte Festival findet nun bereits seit sechs Jahren statt und hat sich erfolgreich etabliert. Was gibt es dieses Jahr Neues?
Jede Ausstellung ist neu und alle Projekte sind neu! Das ist das Schöne am Angewandte Festival und wahrscheinlich der größte Unterschied zu musealen Ausstellungen und anderen Festivalformaten – hier entsteht einfach jedes Jahr so viel Neues und auch wir selbst wissen oft nicht, was alles in den unterschiedlichen Abteilungen so alles entsteht. Neu ist jedes Jahr auch die grafische Gestaltung des Festivals. Sie wird im Rahmen eines klasseninternen Wettbewerbs von Studierenden aus einer unserer Grafik-Abteilungen entwickelt und aus einer Vielzahl an sehr unterschiedlichen Ideen ausgewählt. Heuer lenkt der Entwurf von Mandy Zaninovic und Cheyenne Cattaneo unterstützt von Verena Müllner (alle drei Studierende der Abteilung Grafik und narrative Medien) neugierige Blicke in unterschiedliche Richtungen. Ambige Objekte mit stachelartigen Wimpern bewegen sich im Raum – teils arbiträr, motiviert, teils aufmüpfig – auf experimentelle Weise stellen sie neue Verbindungen her, öffnen neue Horizonte.
Welche Aktivitäten und Veranstaltungen sind am Oskar-Kokoschka-Platz geplant?
Also erstmal gibt es während des Festivals dort eine Aktivität weniger – er wird für den Zeitraum des Festivals autofrei gemacht. Wir testen den Platz jedes Jahr aufs Neue auf seine Qualitäten als Vorplatz der Universität. Heuer zeigen bunte, säulenartige Elemente alternative Nutzungsmöglichkeiten – nebst jener als Straße – auf. Die temporäre Platzgestaltung wurde heuer von Sam Jacob, er leitet seit Oktober das Architekturstudio 3 in Zusammenarbeit mit Petra Gruber, sie ist Professorin für Baukonstruktion, entwickelt und spiegelt wider, was das Festival sein soll – ein Experiment, ein Möglichkeitsraum, ein Ort des Austauschs, der Diskussion, der kritischen, lustvollen, feierlichen Auseinandersetzung. Die Piazza Novissima soll die Straße als kollektiv genutzten Raum – wenigstens für den Zeitraum des Festivals – zurückerobern.
Gibt es einen Schwerpunkt, der sich durch das Festival zieht?
Die Schwerpunkte kristallisieren sich eher aus jenen Themen heraus, mit denen sich die Studierenden im letzten Jahr auseinandergesetzt haben. In den Ausstellungen zeigt sich, was uns an der Angewandten so bewegt und was die Welt bewegen könnte. Oft lassen sich Bezüge herstellen, die wir dann mit einzelnen Formaten aufgreifen und im Programm zeitlich oder inhaltlich verknüpfen.
Wo können sich Besucher:innen für die Führungen anmelden?
Alle, die sich einen fixen Platz bei einer Führung sichern wollen, können sich im Vorfeld online anmelden. Der Link dafür ist bei den jeweiligen Programmbeiträgen auf unserer Website auffindbar, allerdings ist auch die spontane Teilnahme eigentlich immer möglich. Die Vermittlung ist uns generell ein großes Anliegen und wir bauen das Führungsangebot jedes Jahr weiter aus. Jeweils um 15:00 und um 18:00 Uhr starten täglich Führungen zu Ausstellungen unterschiedlicher Abteilungen. Jene am Mittwoch um 18:00 Uhr wird simultan in Gebärdensprache übersetzt (ÖGS). Eine weitere legt einen Schwerpunkt auf das multisensorische Erfahren und wird auch in Bezug auf kurze Wege besonders barrierefrei gestaltet und eine Führung findet in Einfacher Sprache statt und besucht die Ausstellung „A Poem is Being Written“ in der Universitätsgalerie der Angewandten.
Wie berücksichtigt das Festival Aspekte der Nachhaltigkeit in seinen Projekten und Installationen?
Das Thema Nachhaltigkeit bildet sich natürlich einerseits in verschiedenen Projekten inhaltlich ab und andererseits versuchen wir, in allen Entscheidungen so nachhaltig wie möglich zu sein, obwohl das Format Festival in seiner Temporalität ja der Idee der Nachhaltigkeit ehrlicherweise etwas widerspricht. Das kann manchmal auch Inspiration geben – so wurden für die Umsetzung der Platzgestaltung typische Infrastrukturmaterialien ausgewählt: Kartonröhren, die normalerweise als Schalung für Betonsäulen verwendet werden, Betonringe für Leitungen und in der Unterkonstruktion verstecken sich Transport-Paletten. Für die Piazza Novissima werden die Elemente zusammengesetzt und für eine Feier herausgeputzt. Befreit von ihrer üblichen Rolle als Vehikel werden sie am Ende des Festivals wieder in ihre ursprünglichen Kreisläufe zurückkehren. Einige Elemente werden außerdem über den Sommer im MAK-Garten, der seit letztem Jahr regelmäßig als Kunstrasen zur Angewandten geöffnet wird, genutzt.
Wie sieht dein typischer Tagesablauf während des Angewandte Festivals aus?
Ich versuche natürlich selbst so viele Ausstellungen und Beiträge wie möglich zu besuchen, freue mich über die umgesetzten Projekte und werde teilweise auch selbst überrascht von Dingen, von denen auch ich nichts wusste. Es sind stressige Tage, aber sie sind auch für mich ein feierlicher Abschluss nach intensiven Monaten – dieses Gefühl findet man an vielen Ecken beim Festival – für viele Studierende stellt es ja auch den Studienabschluss dar. Besonders freue ich mich über die kollektiven Momente wie jene beim Best-of-Animation-Filmscreening im Innenhof oder bei der Lesung der Sprachkunst, in denen einfach alle gebannt zuhören und zuschauen. Und natürlich, wenn gemeinsam getanzt wird. Am Mittwoch, dem Eröffnungstag und am Freitag, dem Sponsionstag gibt es am Oskar-Kokoschka-Platz ein abendliches Musikprogramm.
Wie viele Personen sind an der Organisation des Angewandte Festivals beteiligt und welche Aufgabenbereiche decken sie ab?
Ich wage zu behaupten, dass ein großer Teil der Universität irgendwie am Festival beteiligt ist. Daher ist die Frage gar nicht so leicht zu beantworten, aber das Kernteam ist recht klein und wird zum Festival hin immer größer. Es ist auf jeden Fall eine Herausforderung, weil einfach sehr viele Menschen involviert sind – das macht das Festival aber auch aus.
Was ist eure Vision für die Zukunft des Festivals und wie plant ihr es weiterzuentwickeln?
Es werden jedes Jahr mehr Ausstellungs- und Programmbeiträge eingebracht und auch wenn das ganz einfach auch das Wachsen der Angewandten widerspiegelt, fragen wir uns schon auch, ob gewisse Bereiche auch wieder reduziert werden können. Gleichzeitig hat die Fülle eben auch eine Qualität und es ist schön, an der Kunstuniversität nicht zu viel “auszuwählen”, sondern die Vielfalt an Experimenten und Ansätzen zu zeigen. Neue Impulse kamen heuer aber auch durch unsere Rektorin Petra Schaper Rinkel, die seit vergangenen Oktober die Angewandte leitet. Auch sie ist maßgeblich in die Weiterentwicklung und Konzeption des Festivals eingebunden und der neue Blick ist eindeutig wertvoll.
Wie genau sammelt ihr das Feedback der Teilnehmer? Wie integriert ihr es anschließend in die Planung?
Uni-intern fragen wir immer ein Feedback nach dem Festival ab. Besucher:innen haben wir beim Festival noch keine gezielt befragt, aber beim Infopoint am Oskar-Kokoschka-Platz kommt immer automatisch viel Feedback an – hin und wieder hören wir, dass das Programm zu dicht ist, aber man darf ruhig öfters kommen und heuer startet das Festival zum Beispiel einen Tag später und geht dadurch bis Samstag Abend, weil wir diesem Wunsch von einigen Besucher*innen nachkommen wollten, auch einen Wochenendtag zu öffnen.
Wie können sich Studierende aktiv am Festival beteiligen?
Wir laden immer alle ein, sich beim Festival zu beteiligen und machen regelmäßige Offene Treffen zur Festivalplanung. Viele Abteilungen haben begonnen, auch ihre Ausstellungen in kollaborativen Prozessen gemeinsam mit den Studierenden zu entwickeln. In der Abteilung Malerei ist letztes Jahr schon im Herbst eine Brainstorm-Liste zum Festival gehangen.
Nähere Informationen und das gesamte Festivalprogramm unter: www.angewandtefestival.at