Der Traum von der kreativen Maschine wird in einen Traum der digitalen Moderne verwandelt, in der viele Lebensbereiche miteinander verschmelzen und das alte Denken in starken Unterscheidungen – sei es zwischen den Geschlechtern, den Kunstgattungen oder zwischen Menschen und anderen Lebewesen – einem Denken in hybriden Werten weicht. Diese Hybridisierung hat viele Dimensionen und wird in der Regel von dem Idealbild einer neuen Unmittelbarkeit begleitet, die jede Art von Zwischeninstanz umgeht.
Während sich Offerus mit dem Begriff des Cyborgs auseinandersetzt, einer Erweiterung des Menschen und seiner naturgegebenen Mittel, ist es bei Hidéo die Idee der Kunstmaschine, welche tradierte künstlerische Schaffensprozesse erweitert. In diesem breiten Feld von Ethik und Fragen des Menschlichen und der Wirkweise des Anthropozäns, treffen sich die Künstler* bei der Erforschung der Conditio Humana im Zuge der Formierung der digitalen Neomoderne. Dazu lassen sie eine von Hidéo programmierte künstliche Intelligenz auf die Gemälde von Offerus zugreifen und erzeugen somit eine neue Schnittstelle zwischen Mensch, Maschine und Ausdrucksstärke: Einen Kunst-Cyborg.
Bereits 1989 konstatiert Donna Haraway, dass im Laufe des 20. Jahrhunderts bestimmte Ordnungskategorien, die Menschen einst als selbstverständlich empfunden hätten, mehr und mehr an Überzeugungskraft eingebüßt hätten. Erstens beträfe dies die „Grenze zwischen Mensch und Tier“, zweitens die zwischen „Tier-Mensch (Organismus) und Maschine“ und drittens zwischen „Physikalischem und Nicht-Physikalischem“. In dieser Tradition steht auch der Kunst-Cyborg, der das einheitliche menschliche Identitätssubjekt in Richtung eines hybridisierten Posthumanen der Technowissenschaften verschiebt. Die Cyborgisierung und Transmutation der Kunst findet auf verschiedenen Ebenen statt – nicht zuletzt, wenn die alte Sittsamkeit der kristallinen Gattungstreue einer fließenden Form der Medienunschärfe weicht.
Offerus Ablingers (geboren 1983) interdisziplinäres, prozessorientertes Schaffen dreht sich um das Themenfeld Maskulinität, Subkultur und deren Streuwirkung auf den Mainstream. Er bedient sich dabei den Medien Malerei, Performance, Installation und bewegtes Bild. In seiner künstlerischen Analyse verwendet er eine Art transhumanistische Science-Fiction-Schablone. Mit Hilfe von Körpererweiterungen, Körperoptimierungen, Modifikationen, Cyborgs und Technologie werden in seinen Gemälden gesellschaftliche Kodierungen aufgebrochen, kritisch hinterfragt, neu interpretiert, sowie Körpergrenzen neu ausgelotet. Die Lebensrealität des Künstlers, geprägt durch Herkunft und Identität, fließen in seine Arbeiten ein und schaffen eine neue Ästhetik. Es sind Themen wie Klassismus, Körpernormen, Körpergrenzen, Gender und gesellschaftliche Kodierungen dieser, mit denen sich Offerus in seinen Arbeiten auseinandersetzt. www.offerusablinger.com
Hidéo SNES (geboren 1986) Man sagt, Hidéo Snes sei jenseitig, anders. Eine Kreatur, die so verstörend, seltsam und verdreht ist, dass ihre Präsenz in ständigem Wandel begriffen ist. Ein Alter Gott mit Tentakeln, eine vielbrüstige Weltraum-Vixe, ein vielgesichtiges, teuflisches Biest. Hidéo Snes ist nicht eine*, sondern viele. Nicht ein einziger Gedanke, der durch die Leere hallt, sondern ein Refrain. Eine erschreckende Sinfonie von Ideen. Hidéo Snes stellt die Ideen künstlerischer Produktionsprozesse grundlegend in Frage und etabliert ein neomodernes Kontinuum, in dem sich das gebrochene Selbst in ebenso verzerrten Selbsten widerspiegelt. Die künstlerischen Praktiken von SNES umfassen die Arbeit mit interaktiven digitalen Medien, Installation, Performance und die Nutzung Künstlicher Intelligenz für künstlerische Zwecke. www.hideosnes.online
Transmutation – www.transmutation.online