Eva Yurková und Tina Graf sind StudentInnen an der Universität für angewandte Kunst Wien, in der Klasse für Grafik und Druckgrafik. Anna Riess lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Wien. Ihre Arbeit befasst sich oft mit dem Körper unter Verwendung von Keramik. Letzten Sommer widmeten die KünstlerInnen ihre Aufmerksamkeit speziellen Stränden, Badeplätzen und FKK-Zonen. Eva Yurková’s Serie zum Strandtourismus entstand aus dem Roadtrip im Sommer 2021 mit zwei Künstlerfreundinnen, der sie durch Ungarn, Serbien, Kroatien und Montenegro führte. Sie zerschneidete handgefärbte Japanpapiere und verwandelte diese in verschiedene Körperformen, die sie vor Ort fand. Eine Veränderung der Körper fand statt, gewohnte Körperformen wurden „entmenschlicht“ und „entindividualisierte“, neue Figuren entstanden.
Die Zeichnungen von Tina Graf fangen die Leichtigkeit der Badenden an FKK Plätzen der Wiener Donauinsel auf. Ihre Arbeit erinnert daran, dass ‚body positivity‘ kein Trend des 21. Jahrhunderts ist. Während Eva Yurková und Tina Graf sich auf die ProtagonistInnen konzentrieren, nimmt der „Nippelschirm“ Raum ein und möchte Schutz bieten für Sonnenbadende oder RezipientInnen. Er spannt einen Bogen zwischen den Arbeiten und den Betrachter*innen, bietet Schatten für ein Verweilen, eröffnet Raum für Interaktion.
(FRAGE AN ALLE) Ihr habt alle drei eine unterschiedliche Herangehensweise, aber doch einige Gemeinsamkeiten. Wie sieht eure Trauminsel aus?
Unsere Insel träumen wir uns zwischen Ländergrenzen hinein. Von einem Fluß umfossen, mündet dieser in einem heftigen Strudel aus süß und salzig, warm und kalt in den offenen Ozean. Unsere Füße sind mit Sand bedeckt. In der ferne erblicken wir eine Stadt. Hier, wo wir sind, fahren keine Autos. Hier surfen wir und es ist immer Sommer.
(FRAGE AN EVA) Österreich, Ungarn, Serbien, Kroatien und Montenegro. Wie unterschiedlich sind die Kulturen. Gibt es auch einen gemeinsamen Nenner in den Strandbädern?
Die authentischen Charaktere wiederholen sich an allen Orten – verbunden durch klebrige Tropfen geschmolzenen Eises, ihren Drang, das Territorium mit dem Delfin-Handtuch zu markieren und die Jagd nach Schatten. Sie teilen das gleiche Gefühl der Unzulänglichkeit und des Komforts, der mit der gemeinsamen Nacktheit einhergeht. Dann starren sie sich alle gegenseitig an und tun so, als täten sie es nicht.
(FRAGE AN EVA) Wie entstanden die Arbeiten? Arbeitest du mit einem Skizzenbuch?
Ja, ich habe an den Badestellen eine Reihe von Skizzen und Fotos gemacht, die dann als Ausgangsmaterial für die Papiercollagen dienten. Die Eindrücke färbten die ganzen Szenen ein, brachten aber auch so manches Detail zum Vorschein. Etwa wenn der zu kleine Badeanzug in die Körpermasse einschneidet, oder das „Arschgeweih“ sich über den ganzen Rücken aufzublähen scheint und das ganze Bild ausfüllt. Ich neige dazu, die Monumentalität in der sich die Körper zur Schau stellen zu überspitzen, um ihre Entblößung und Unschuld zu betonen.
(FRAGE AN TINA) Warum ist es wichtig, noch mehr über ‚body positivity‘ zu sprechen?
Vorrangig zeichne ich. Wenn sich daraus ein Gespräch darüber entwickelt, finde ich das gut. Siehst du hier die Kunst als aufklärendes Organ? Aufklären kann die Kunst nur in Form von Propaganda. Das ist nicht meine Absicht.
(FRAGE AN TINA) Dein erstes Mal auf einem FKK-Strand. Kannst du dich noch daran erinnern? Und wie hat sich das angefühlt?
Während die Buben auf ihrem Pimmel Luftgitarre spielten, dachte ich: meiner ist mir noch nicht gewachsen.
(FRAGE AN ANNA) Hast du auch vor den „Nippelschirm“ im Strandbad aufzuspannen? Ich wäre auf die Reaktionen gespannt.
Unbedingt! Ich werde Tina und Eva fragen, ob sie mitkommen und wir werden Alles dokumentieren.
(FRAGE AN ALLE) Habt ihr schon Pläne für den nächsten Sommer?
Zusammen auf die Insel fahren, den „Nippelschirm“ aufspannen und den ewigen Sonntagnachmittag genießen.
Eva Yurková – www.evayurkova.com, Tina Graf – www.studiotinagraf.com, Anna Riess – www.annariess.com
Bevorstehende Ausstellungen:
Tina Graf
„The Female Landscape: Rethinking the Body through the Photographic Image and Beyond“ kuratiert von Paula Marschalek und Alexandra Steinacker. Eröffnung: 08. März 2022, VBKÖ – Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs.
„Dreamland“, AG18 Gallery; Eröffnung: 29. März 2022
Anna Riess
Neue Arbeiten im „SPOILER — Aktionsraum Moabit“ von 03. – 05. März 2022 in Berlin
Final Sale Systemerhalterinnen intervenieren. Dauer der Ausstellung: 03. März bis 1 April 2022; Jan Arnold Gallery, MQ, Q21 Showrooms
„belly bacon“ Ausstellung: „MIT EIGENSINN“ Schmuck aus Österreich. Dauer der Ausstellung: 03. April 2022 – 25. September 2022. Museum Angerlehner
Neue Arbeiten im „Haus des Papiers“. Ende April 2022. Berlin
Eva Yurková
Gruppenausstellung: Most wanted Female* Art Auction Artcare x Never At Home, Dauer der Ausstellung: 8. März bis 26. März 2022