Hierbei stellt sich die Frage, wie die Zwischennutzung eines stillgelegten Gebäudes sich auf dessen Geschichte auswirkt und diesem dabei neues Leben eingehaucht wird. Für eine Woche ist das Bauwerk in Verwendung und wird von der Kunstszene belebt sowie nach dessen Bedingungen umgeformt. Der ehemals lebhafte Ort wird dadurch erneut zugänglich, gliedert sich wieder in das Stadtgefüge ein und ermöglicht den Besucher*innen infolgedessen geschichtsträchtige Einblicke. So schnell wie der Raum transformiert wird, wird jedoch die Zwischennutzung nach dem Spektakel beendet und danach verschwinden alle Anzeichen auf eine Erneuerung. Dann wird das Gebäude wieder leer und es kehrt zu seiner ursprünglichen Form eines verlassenen Bauwerkes zurück. Es verbleiben nur noch Spuren, die die Einflüsse des künstlerischen Schaffens offenbaren. Diese Nutzungsfragmente gliedern sich in seine Geschichte ein, bis der Ort wieder belebt wird.
Letzten Endes wird klar, dass der Ort auch nur die Summe seiner geschichtlichen Nutzungen ist – und mit dem Einfluss der Kunstszene wird der Historie der Semmelweis-Frauenklinik ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Sie ist ein Monument der medizinischen Geschichte, welche nach einer weltweiten Gesundheitskrise wieder Platz für kulturelles Schaffen bietet. Auch wenn die kurzweilige Wiederbelebung vielleicht nach wenigen Tagen erneut in Vergessenheit gerät: Was allen Aussteller*innen, Kunstschaffenden und Messebesucher*innen bleibt, ist mehr als nur eine Messe: Es ist ein Ort mit Geschichte.
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