Julia Bugrams Werke und Projekte suchen den Diskurs mit dem Publikum und stellen unter anderem (patriarchale) gesellschaftliche Gegebenheiten in Frage. Das breit angelegte Projekt dreht sich um Sexualisierung & Selbstbestimmung und analysiert auf kritische Art und Weise den titelgebenden Themenkomplex anhand unterschiedlicher Sujets. Reflektiert wird das, was frau tagtäglich erlebt: in ein enges Korsett geschnürt unterliegt sie bestimmten gesellschaftlich aufgezwungenen Normierungen und Rollenbildern, die sie auf sexuelle Weise darstellen und objektivieren.
Im Rahmen der Roten Wand, die als offener Aktionsraum von Mitgliedern des Künstlerhauses vielfältig und interdisziplinär bespielt wird, zeigte Julia Bugram einige neue Werke, die sich als visuelle Kommentare verstehen und einen Ausgangspunkt für die öffentliche Diskussion bildeten.
Das Gespräch begann mit einem kunsthistorischen Rückblick auf das Sujet des Frauenakts und führte zu Eduard Manets „Olympia“, die 1863 entstand. Mit Olympia überarbeitete Manet das traditionelle Thema des weiblichen Akts, denn anders als die Frauenakte zuvor, blickt Olympia den Betrachtenden direkt an, sie dreht den Spieß um und scheut keinen Kontakt. So nehmen mehrere großformatige Zeichnungen von Julia Bugram kunsthistorische Aspekte der Kunstproduktion auf und rekontextualisieren diese. Anhand von unterschiedlichen Beipielen aus der Werbung wurde aufgezeigt, wie klischeehaft Frauen und Männer in der Gesellschaft häufig dargestellt werden. Während Männer selbstbewusst und oft sehr provokant in die Kamera posen, werden Frauen eher lasziv und und passiv – häufig in einer Art „Opferrolle“ präsentiert.
Weiters wurden Begrifflichkeiten und deren Auslegungen diskutiert. Was bedeutet Feminismus? Kann jede*r Feminist*in sein? Und ist das überhaupt wichtig für die Gesellschaft?
Der Diskurs ist eröffnet – das Projekt und auch die offenen Gespräche werden fortgeführt. Welche Erfahren/Inputs zu diesen Themen habt ihr gemacht? Was interessiert euch besonders? Gerne können Wünsche/ Ideen/ Anregungen direkt via Mail an Julia Bugram gesendet werden.
Das Projekt findet von 07. – 12. September im Rahmen der Parallel eine weitere Betrachtung. Gemeinsam mit den beiden Kuratorinnen Paula Marschalek und Alexandra Steinacker für C/20 (Verein für internationale kuratorische Praxis) wird das Projektstatement „Sexualisierung & Selbstbestimmung“ präsentiert. Die großformatigen Werke von Julia Bugram werden hier unter anderem mit Gloria Dimmels „Vulvenabdrücken“ in Dialog zueinander gesetzt.
Julia Bugram lebt und arbeitet in Wien. Sie hat die Kunstschule Wien mit den Schwerpunkten Druckgrafik und Keramik, sowie ein Studium der Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien abgeschlossen.
Patrick Catuz ist ein österreichischer Künstler, Kultur- und Filmwissenschafter und Produzent feministischer Pornographie und lebt in Wien.
Über die Autorin: Paula Marschalek, BA MAS ist eine österreichische Kunsthistorikerin und Kulturmanagerin. Sie studierte Kunstgeschichte an der Universität Wien und setzte ihre Ausbildung an der Universität für angewandte Kunst fort, wo sie ihren Master in Kunst- und Kulturmanagement abschloss. Sie arbeitete in renommierten Kunstinstitutionen wie dem Dorotheum und dem Kunsthistorischen Museum, sammelte Erfahrungen am Kunstmarkt als Kommunikations-managerin bei der Galerie Rudolf Leeb und absolvierte von September 2019 bis März 2020 ein Kulturmanagement-Stipendium im MAK Center in Los Angeles, USA. Sie schreibt Texte für Kunstmagazine. Mit Marschalek Art Management entwickelt sie individuell zugeschnittene Kommunikationsstrategien für Kunst- und Kulturschaffende. www.marschalek.art