Mavie flüchtet gern ihre Wohnung, deshalb trifft sie die Protagonisten ihrer Porträts auf der Straße und malt nie länger als 3 Tage an einem Bild. Ihre erste Serie handelte von Menschen, die sie in ihrer Arbeitspause ansprach und porträtierte. In ihren 20iger hat sie immer wieder in der Gastronomie gearbeitet und fühlt sich mit der Welt der Arbeiter*innen sehr verbunden. Ihre Bilder verkauft sie auch in Form von Postkarten in Kaffeehäuser, um so auch auf potenziell neue Kontakte für eine neue Serie zu stoßen. Der Verkauf und die Darstellung ihrer Bilder an öffentlichen Orten, derzeit am Yppenplatz als Schaufensterausstellung des Roten Salon, hat für sie den Reiz der Interaktion und der Performance mit Zufallsbekanntschaften. Vor dem Lockdown hat sie auch Nachmittagstreffen mit Bezirkspolitiker*innen veranstaltet, die sich von einer Gruppe Künstler*innen porträtieren lassen, um so zwei Welten einander näher zu bringen. Dieses Projekt findet in dem alten Sektionslokal der SPÖ in Sandleiten statt.
- Woher nimmst du deine Inspiration? Welche Themen sind dir wichtig?
Thematisch gehe ich dem Leben im Großen dazwischen nach, sei es das von Migranten, die in Österreich leben, oder das von Jugendlichen, die aus ihrer Welt ausbrechen wollen. Ich beschäftige mich als Politologin aber auch mit Abschiebungen, male Plakate für Demos oder verarbeite politische Aktivitäten. Mich interessieren aber auch Menschen, die einen immer gleichen Arbeitsrhythmus haben und gehe im Gespräch deren Kraftquellen auf den Grund. Inspiration nehme ich dafür oft aus schnellen und kurzen Begegnungen.
In der Kunst darf man öfters ein bisschen mehr ausdrucken als in Worten, ohne über das Ziel hinauszuschießen. Das hat schon was Befreiendes. Manchmal male ich aber auch einfach gerne Tiere. Ich porträtierte bereits einen Uhu, eine Kuh, Affen und ein Schaf. Tiere sind tolle Protagonisten, weil sie nicht eitel sind. Wenn ich male, dann stelle ich mir vor, wem ich das Bild schenken könnte. Die Kuh hat eine Nachbarin im Dorf bekommen, in dem ich aufgewachsen bin. Sie hat mich immer die Faschingskarten für ihren Bauernfasching designen lassen und war eigentlich meine erst Förderin.
Was machst du an deinen freien Tagen am liebsten?
Die Frage erinnert mich an die Frage meiner kleinen Schwester pünktlich vorm Wochenende. Was denn meine Pläne sind. Ich krieg da immer soviel Druck, aber meist ist ein guter Tag für mich ein Tag, an dem ich aufstehe und weiss, ich treffe jemanden und spüre bereits, dass es ein gutes, inniges Gespräch zwischen wird.
Was darf die Kunst?
Sie darf sagen, dass sie Kunst ist, auch wenn es Zweifler*innen gibt.
Dein Mantra.
Ich versuche mutig zu sein, und Sachen auch durchzuziehen, auch wenn es mich Überwindung kostet aber warte meist darauf, bis ich mir noch mindestens ein zweites Argument dafür ausgedacht hab.
Hast du noch Wunschprojekte?
Ich beschäftige mich in Zukunft mit den Themen rund um ein Leben ohne elterliche Unterstützung. Mir begegnet es oft, dass junge Leute teilweise gar keinen Kontakt zu einem Elternteil haben oder bei älteren Menschen der Kontakt irgendwann weggebrochen ist. Entweder weil sie sich dafür entschieden haben oder durch andere Gründe. Ich habe Freundinnen, die durch ihre Flucht aus ihrem Heimatland von ihren Eltern getrennt wohnen, aber auch wo ein Elternteil gestorben ist. Ich finde in diesem Persönlichkeiten stecken meist unglaubliche Bewältigungsstrategien, die ich gerne in Form von Porträts aber auch Interviews in den Vordergrund rücken möchte.
Deine nächste Ausstellungen. Wo kann man dich sehen?
Auf der Straße, wo ich neue Leute für meine 2. Serie „Arbeit auf Pause“ suche – also please find me there.
Ich bin des öfters auch an der Adria Wien am Yppenplatz, beim CI oder bei Mamamon Thai Kitchen und verkaufe dort meine Postkarten. Überall dort sind auch ohne meine Präsenz Postkarten von mir erhältlich!Danke dir
Mavie Wallner – www.maviewallner.com