So ist nicht nur das Motto der letztjährigen Biennale zu einer greifbaren Realität geworden, sondern auch der Zweifel über sicher geglaubte Systeme. Nabe dient hierbei als Katalysator und vermeintliche Arznei einer Sinnsuche in digitaler Isolation.
Die raumspezifisch inszenierte Installation umfasst sechs gotisch anmutende Wandobjekte sowie eine aus Ton gefertigte Amphore, auf welche ein 3D Scan eines Raumes projiziert wird. Aus einem herausgebrochenen Spalt in der Wand ertönt eine generische Computerstimme, welche die Vorhersagen einer Tarot-Kartenlegung verkündet. In den sechs gespiegelt gehängten Holzobjekten findet sich wiederum drehende Sphären, welche entfernt an Haut oder Fleischstücke erinnern. Dinge drehen sich,- entweder um sich selbst oder alles um sie.
Die Nabe ist das Zentrum jeder dieser Bewegungen, die sich fortlaufend zu vagen Vorhersagungen bilden.
Einer Textur-Datenbank aus 3D Programmen gleichend werden diese abstrahierten Körperteile zu einem Archiv einer menschlichen Oberfläche. In kleinen verformten Kugeln werden diese in einer Endlosschleife animiert und schweben nun als Werkzeug in einem schwerelosen Raum, welche auf eine potentielle Konstruktion warten. Immerwährend berieselt von der Stimme einer immateriellen Pythia, die in ihrer Ambiguität nicht nur eine persönliche Vorhersagung trifft, sondern ebenso als Bedeutungsschleier über die einzelnen Werke gelegt wird.
Dieser Fingerzeig zum apollinischen Orakel von Delphi wird mit der Setzung des Omphalos als Symbol des Mittelpunkt der Welt vollendet. Nabe wirft Wörter in den Raum, die gedeutet werden können ohne sich selbst festzulegen. Es ist ein Spiel mit Bedeutungsfindungen und Sinnsuche. Ein Verweis, Ehrung und Huldigung auf eine der elementarsten Rollen der Kunst im 21. Jahrhundert.
Kai Trausenegger – Nabe bei der Parallel 2020
Project Statement Galerie Smolka Contemporary
Kai Trausenegger – www.kaitrausenegger.com